Sande und Kiese im Raum Ottendorf-Okrilla werden bereits seit über einhundert Jahren abgebaut. Seit 1949 erfolgt der Abbau in industriellem Stil durch die Kieswerk Ottendorf-Okrilla GmbH & Co. KG (KBO). Heute zählt die KBO zu den größten Kieswerken in Deutschland. Großen Wert legt das Unternehmen auf einen sorgfältigen Umgang mit der Umwelt und die Rekultivierung des jetzigen Tagebaues. So wird der über 250 Hektar große Tagebau in vielfältiger Weise einer Wiedernutzbarmachung zugeführt.
Rohstoffgewinnung bedingt einerseits einen Eingriff in die in Anspruch zu nehmenden Flächen. Andererseits entstehen gerade durch diesen Eingriff zahlreiche neue Lebensräume, die rasch mit Arten mit entsprechenden Ansprüchen besiedelt werden. Auf gerade diese Arten, die inzwischen auf Sekundärlebensräume nahezu angewiesen sind, zielt das Ende 2019 gestartete Projekt ab.
Der Wiedernutzbarmachungsplan für den Tagebau Laußnitz I sieht ursprünglich eine Wiederaufforstung vor, wodurch die inzwischen für den Artenschutz wichtig gewordenen Lebensräume verloren gehen würden. Zusammen mit dem Referenten für Umwelt und Biodiversität des Unternehmerverbandes Mineralische Baustoffe (UVMB) e.V., Oliver Fox, hat die KBO ein Konzept entwickelt, mit dem innerhalb des Tagebaus Laußnitz Flächen für Pionierarten, wie Wechselkröte und Blauflügelige Ödlandschrecke, gesichert und entwickelt werden.
So entstand bereits 2020 ein Komplex aus unterschiedlichen (Klein)Gewässern, Rohbodenflächen und Böschungsstrukturen. Bereits im ersten Jahr fanden sich zahlreiche Arten ein und sorgten für Nachwuchs. Dies waren nicht nur die eingeplanten Zielarten Wechselkröte und Blauflügelige Ödlandschrecke. Die zunächst nur vermutete Knoblauchkröte konnte nicht nur nachgewiesen werden, sie reproduzierte bereits erfolgreich in dem angelegten „Großen Kleingewässer“. Von dem neugestalteten, aufgewerteten Lebensraumangebot Angebot profitierten außerdem auch die Zauneidechse, die Ringelnatter, zahlreiche Libellenarten und weitere Insekten der Rohbodenflächen wie Blauflügelige Sandschrecke und der Dünen-Sandlaufkäfer. Auch ein Eisvogel erkannte die neuen Möglichkeiten, auf die Jagd zu gehen. Darüber hinaus konnte sich auch aus der Flora mittels der umgesetzten Bodenschollen als Initialpflanzung bereits ein besonderes Highlight etablieren, der Rundblättrige Sonnentau, den an anderer Stelle natürliche Verlandung zurückdrängte – fast 90 Pflänzchen konnten gezählt werden.
Aus den Ergebnissen der ersten Saison 2020 ergaben sich direkt Planungen für die folgende Saison: So wurde inzwischen das verlandete Feuchtgebiet (der Bodenschollenspender) optimiert und im Norden ein die Artenschutzfläche abschließender Wall gestaltet.
Die Umsetzung des Projekts erfolgte in Absprache mit Sachsenforst, dem Sächsischen Oberbergamt (OBA) und dem Landratsamt Bautzen. Für die gelungene Umsetzung genehmigte das OBA einen Sonderbetriebsplan „Biologische Vielfalt“, so dass die Fläche mit abgeändertem Wiedernutzbarmachungsziel als Naturschutzfläche bestehen bleibt. Zusammen mit Sachsenforst wird die Fläche weiterentwickelt, und neben einem Biotopwald wird noch ein Übergangsbereich aus Heidestrukturen etabliert. Die Gesamtfläche für den Artenschutz wird sich auf dann rund fünf Hektar erweitern.
Ein echter Gewinn für die Natur!
Preisträger im Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2022 mit diesem Projekt:
Kieswerk Ottendorf-Okrilla GmbH & Co. KG
Dresdner Str. 19
01936 Laußnitz
www.kieswerk-ottendorf.de