Dr. Rolf Bösinger, Staatssekretär im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) folgte einer MIRO-Einladung, die Gesteinsindustrie besser kennenzulernen. Bei der gemeinsamen Befahrung einer Kiesgrube bei Magdeburg konnten wichtige Fragen diskutiert werden.
Im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen sollten die Themen und Probleme der Gesteinsindustrie auf allen Entscheidungsebenen tagtäglich eine Rolle spielen, denn ohne die mineralischen Baurohstoffe sind Bauprojekte undenkbar und die Wohnungsbauziele der Bundesregierung unerreichbar. Durchaus erfreulich also, dass sich Dr. Bösinger auf Einladung von MIRO-Präsident Christian Strunk und Geschäftsführerin Susanne Funk Anfang Juni 2023 zu einer Befahrung im Kieswerk der Hülskens Barleben GmbH & Co. KG in Magdeburg auf den Weg machte. Obwohl sich die Branche daran gewöhnt hat, die Latte ihrer Erwartungen nicht zu hoch zu legen, wurden wir durchaus positiv überrascht. Der Staatssekretär brachte ein offenes Ohr für jene Hauptthemen, welche die Branchenunternehmen zur Zeit belasten, mit.
Hülskens-Geschäftsführer Dr. Claus Heidecke schilderte, dass es für die Betriebe immer schwieriger werde, behördliche Anschlussgenehmigungen für die Gewinnung zu bekommen. Ergebnis: Viele Sand- und Kiesgruben werden ihren Betrieb einstellen (müssen). Woher dann die Baurohstoffe für sämtliche Bau- und Sanierungsvorhaben kommen sollen, ist schleierhaft. Insbesondere wird so zuerst die regionale Versorgungssicherheit über kurze Wege geopfert und das Material muss über weitere Wege transportiert werden.
Dargestellt wurde auch, dass mineralisches Recycling und die Gewinnung von Gesteinsrohstoffen keine Gegensätze sind, sondern vielmehr ein Ergänzungsprogramm darstellen. In vielen Kiesgruben und Steinbrüchen werden längst auch mineralische Abbruch- und Aushubmassen aufbereitet. Warum ist dieses zusätzliche Standbein ausgerechnet hier gewachsen? Ganz einfach: Weil die Unternehmen es technisch können, ein Bewusstsein für den Wert aller nutzbaren mineralischen Güter haben, mit RC-Material ihr Produktprogramm erweitern, oft Leerfahrten vermeiden und letztlich ihre Lagerstättenressourcen schonen können. Zusammengenommen nennt sich das „gelebte Nachhaltigkeit“.
Auch beim Thema Photovoltaik würde man denken, dass die Transformation der Energieversorgung der Betriebe gewünscht und deshalb einfach durchführbar ist. Aber die Unternehmen stoßen regelmäßig an Grenzen, die sich mit Logik nur schwer erklären lassen. Wollen demnach Gesteinsunternehmen für ihre Produktion auf Strom aus erneuerbaren Energien umsteigen und Photovoltaikanlagen auf ihrem Gelände bauen, müssen sie in einer Art Hindernislauf versuchen, dies im Rahmen der geltenden gesetzlichen Regelungen zu erreichen. Zuletzt waren außerdem zusätzlich die Möglichkeiten für schwimmende PV-Anlagen auf Baggerseen gesetzlich stark eingeschränkt worden. Das verstehe, wer will!
Im Zuge der Befahrung, bei der Dr. Bösinger Grundlegendes zur Kies- und Sandgewinnung, zur Aufbereitung der Rohstoffe sowie Nachnutzung der Flächen im Allgemeinen und im Besonderen vor Ort erfuhr, nahm er die beachtlichen Leistungen der Branche anhand des lebendigen Befahrungs-Beispiels würdigend zur Kenntnis.
Christian Strunk und Susanne Funk bewerten den gemeinsamen Besuch ebenfalls positiv. Jeder einzelne dieser Termine mit politisch handelnden Persönlichkeiten dient der Vermittlung und Erkenntnisfindung mehr, als jegliche schriftliche Erklärung. In diesem Fall erhofft sich MIRO durch die Position von Dr. Bösinger zusätzlich einen Unterstützungsbooster im wichtigen BMWSB und der in diesem Jahr anstehenden großen Baugesetzbuchnovelle.