Branchenbedeutung und Probleme am „lebendigen“ Objekt erklärt, oder: Die Geologie ist nicht schuld!
Anders als vielfach behauptet, ist Deutschland ein Rohstoffland – zumindest rein geologisch. Das heißt, die Versorgung der Abnehmer mit heimischen mineralischen Rohstoffen stellt kein Problem dar. Eigentlich! Uneigentlich bereitet dagegen die mangelhafte vorsorgende Rohstoffsicherung im Gespann mit immer komplexeren und langwierigeren Genehmigungsverfahren Probleme. Die Summe der bürokratischen Randbedingungen führt zu einer Gutachteritis, die letztlich das Ziel der ausreichenden Verfügbarkeit zur rechten Zeit gefährdet. Ein weitreichendes Problem und es scheint sich eingebürgert zu haben, dass man Rohstoffunternehmen von Behördenstuben aus am besten grundsätzlich nicht über den Weg traut.
Dagegen hilft nur eins: Beide Seiten sollten sich genauer kennenlernen. Um das zu erreichen, wurde eine MIRO-Fachexkursion organisiert. Eingeladen waren dazu am 19. Juni 2018 Mitarbeiter aus dem Deutschen Bundestag, aus Bundesministerien und Landesvertretungen, um sich im brandenburgischen Werk Mühlberg der Elbekies GmbH aus der Praxis heraus ein eigenes Bild von einem Gewinnungsbetrieb zu machen. Wirklich interessiert folgten die Teilnehmer der kleinen Delegation vor Ort den Erklärungen des Geschäftsführers Robert Finke zu Rohstoffgewinnung, Genehmigungslage und dem Umgang mit Bürgerinitiativen. Letzterer führt, geprägt durch Ehrlichkeit und Verlässlichkeit des Unternehmens, ganz überwiegend zu guten Ergebnissen für beide Seiten. Ein paar Anekdoten aus der lebendigen Praxis gibt es bei dieser Gelegenheit natürlich ebenfalls obendrauf. Nicht alle sind nur lustig.
Wie auch immer: Das Werk feierte 2017 seinen 50. Geburtstag. Es hat schwierige Zeiten gesehen – nicht zuletzt war das vergangene Jubiläumsjahr durch Wetterereignisse reichlich havarieträchtig – alle Probleme souverän gelöst und gehört seit 2010 zur Eurovia-Gruppe. Dank einer leistungsfähigen Bahnverladung ist das Werk in der Lage, seine sorgsam zu gefragten Körnungen aufbereiteten Rohstoffe per Schiene kostengünstig bundesweit zu verfrachten. Um Gerüchten vorzubeugen betont der Geschäftsführer deutlich, dass nicht ins Ausland geliefert werde. Es gibt ja auch tatsächlich im Inland genug zu tun und reichlich Bedarf obendrein. Mühlberger Sande und Kiese sind beispielsweise im Regierungsviertel Berlin, bei der BAB 100, der Elbphilharmonie Hamburg, dem Berliner Schloss und vielen anderen bekannten Projekten verbaut.
Der Standort besteht aus mehreren Gewinnungsfeldern. Große Bereiche wurden nach ihrer Auskiesung bereits attraktiven Nachnutzungen zugeführt. Die Baggerseen sind Naherholungsziel mit Schwimmbereich oder auch Angelparadies und keineswegs kommt der Naturschutz in den Konzepten zu kurz. Bereits im laufenden Betrieb hat er seinen Platz. Wie und warum es so wichtig ist, diversen seltenen Arten eine solche Dynamik zu bieten, damit sie sich gesund und populationsstark entwickeln können, erklärte UVMB-Verbandsbiologe Oliver Fox. Er nannte interessante Beispiele, bei denen gutes Wollen keineswegs zu guten Ergebnissen geführt hatte. Umweltbehörden, die, vom Schutzinstinkt getrieben, Betriebsbereiche wegen diverser angesiedelten Arten stillgelegt hatten, wurden bitter enttäuscht. Als Ergebnis blieb eine doppelte Pleite – schädlich für den Betrieb und für die Arten auch; denn die dynamikliebenden verschwanden ziemlich rasch von der Bildfläche. Wer die Dynamik nun einmal wählt und braucht, kommt mit Statik nicht klar. Natur-auf-Zeit-Konzepte haben somit ihre absolute Berechtigung. Noch dazu entspannen sie das Zusammenspiel zwischen Mensch, Maschine, Tier und Pflanze als Teile in einem für Alle nützlichen Prozess. Ohne Gewinnungsdynamik gäbe es viele von ihnen in den aktiven Geländen der Betriebe nämlich gar nicht. Ein Paradebeispiel für Natur auf Zeit – und ein Ansatz zum Bürokratieabbau im Bundesnaturschutzgesetz.
Zusätzlich zu den unterhaltsam vermittelten Informationen sammelten die aufmerksamen Gäste bei Betriebsrundfahrten per Schiff und Kleinbus auch optische Eindrücke davon, was ein Kiesgrubengelände an Technik, Pflanzen und Getier zu bieten hat.
Am Ende waren alle ein Stück schlauer und lobten diese lebendige Form der Wissensvermittlung. Sprich, das Format verfehlte seine positive Wirkung nicht und wird deshalb 2019 wiederholt.