Grauwacke zum „Gestein des Jahres“ gekürt

Im Rahmen der Tauf-Zeremonie im Geo-Umweltpark Vogtland überreichte MIRO-Geschäftsführerin Susanne Funk einen Grauwacke-Würfel an Yvonne Magwas (rechts), Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, die gleichzeitig Schirmherrin dieses Geo-Umweltparks ist.

Am Samstag, dem 22. April 2023, fand die festliche Taufe der Grauwacke zum Gestein des Jahres 2023 im vogtländischen Falkenstein statt. Das Vormittagsprogramm war gefüllt mit Vorträgen zur Würdigung des ausgezeichneten Gesteins. Das Ereignis wurde von vielen verschiedenen Medien aufgegriffen und verbreitete sich dank einer dpa-Meldung auch in großen überregionalen Tageszeitungen.

Prädikat zeitlos, robust und frostsicher

Deutschlandweit werden Grauwacken heute noch in 21 Steinbrüchen gewonnen. Im Alltag bewährt sich dieser variantenreiche und sehr widerstandsfähige Naturstein in unterschiedlichen Anwendungen und ist nicht zuletzt ein wichtiger Gesteinsrohstoff für Schotter und Splitte. Speziell ihre Polierresistenz qualifizieren die gebrochenen Grauwackeprodukte für den Einsatz als Gleisschotter und damit für eine Anwendung, die besonders hohen Anforderungen unterworfen ist. Auch in anderen Bereichen der Baustoffproduktion, des Hoch- und Tiefbaus sowie im Garten- und Landschaftsbau ist die Grauwacke ein geschätztes Naturmaterial. Bedeutende Vorkommen liegen in der Eifel, im Frankenwald, im Harz und Vogtland, in der Lausitz, der Rhön, im Thüringer sowie Rheinischen Schiefergebirge, im Sauerland und in den Alpen. Antworten darauf, wo die Grauwacke bereits seit langer Zeit einen Beitrag zur Entwicklung der Lebensumgebung von Menschen leistet, liefert die Gebäudesubstanz selbst. Kirchenbauten, Schlösser, Wohn- und Gemeinschaftsgebäude, Wege und Pflasterstraßen sind häufig am traditionellen Baustoff ihrer jeweiligen Heimat zu erkennen, wie etwa im Bergischen Land oder auch den anderen Regionen mit vor langer Zeit erschlossenen Vorkommen.

„In jüngster Zeit entwickelt sich die Grauwacke zudem zum „Trendstein”, erlebt eine Aufwertung im künstlerischen sowie architektonischen Bereich und ist durch ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten auf dem Vormarsch in hochpreisige Designregionen.

Aber auch unter ökologischen Gesichtspunkten nimmt der Naturstein durch die umweltverträgliche Gewinnung, Verarbeitung und Wiederverwertung sowie durch seine Schadstofffreiheit eine herausragende Stellung ein. Dem entsprechend findet sich das Gestein als Werk- und Baustoff in zahlreichen Anwendungsbereichen wieder“, ist beispielsweise nachzulesen auf der Seite www.bergische-grauwacke.de.

Bildhauer bestätigen, dass sich Grauwacke (meistens) gut bearbeiten lässt, wobei es auch darauf ankommt, aus welchem Erdzeitalter der drei großen Bildungsphasen sie stammt und welche Umwandlungs- und Belastungsprozesse sie hinter sich hat.

Theorie und Praxis: Worte der Würdigung im Zelt und festliche Taufe der quarzitischen Grauwacke im Geopark.

Grauwacken erkennen

Das dunkelgrau bis grünlich-bräunlich gefärbte Sedimentgestein, welches aus Quarz, Feldspat, Chlorit und Glimmermineralen besteht, zählt zu den klastischen Sedimenten und ist überwiegend fein- bis mittelkörnig, zum Teil auch grobkörnig ausgebildet.

Grauwacke gilt als ein charakteristisches Gestein der deutschen Mittelgebirge, die vor etwa 320 bis 380 Mio. Jahren (Devon bis Oberkarbon) während der variszischen Gebirgsbildung entstanden. Geologische Aufschlüsse (das können alte oder aktuelle Steinbrüche aber auch Durchbrüche für Bahnstrecken bzw. Straßen sein) zeugen davon, wie intensiv das Gestein in tektonische Prozesse, wie die Faltung und Gebirgsbildung, einbezogen worden ist.

Daneben gibt es noch deutlich ältere, sehr kompakte, tektonisch und metamorph überprägte Grauwacken, zu denen bspw. die Lausitzer Grauwacke (Bildungszeit Kambrium bis Präkambrium vor 570 – 680 Mio. Jahren) gehört.

Läuft auch gut auf den Online-Kanälen: Die Information wurde gerne und schnell weitergezwitschert. Fotos: MIRO

Ein schöner Brauch seit 2007

Um auf die unterschiedlichen Gesteinsarten, die es in Deutschland gibt, und die wir als wichtige „Schätze“ unserer Heimat begreifen müssen, aufmerksam zu machen, ernennt ein Gremium unter Federführung des Berufsverbandes Deutscher Geowissenschaftler (BDG) seit 2007 das Gestein des Jahres. Der Bundesverband Mineralische Rohstoffe (MIRO) ist im Kuratorium des Expertengremiums vertreten und unterstützt die Aktion, während der von verschiedenen Seiten unterschiedliche Facetten des jeweils gewählten Gesteins hervorgehoben werden. MIRO betrachtet in Zusammenarbeit mit seinen Regionalverbänden vor allem die wirtschaftliche Seite und die Verteilung der Vorkommen. Besonders große Unterstützung und Rückenwind durch Publikationen erfährt die Aktion vor allem durch die geologische Expertise seitens des UVMB-Geschäftsführers Bert Vulpius.

MIRO unterstützt weiterhin die Erstellung eines Posters und eines Flyers zum jeweiligen Gestein des Jahres und lässt Gesteinswürfel anfertigen, die sich – mit einem gesteinsbeschreibenden Mini-Leporello – als Erinnerungsgeschenke bei der Taufe aber auch bei anderen Anlässen im jeweiligen Gesteinsjahr – hervorragend eignen.