Nach der Wende wurde der bis dahin bestehende VEB am 23. Juni 1990 in die Quarzsand GmbH Nudersdorf umgewandelt, und im Jahre 2002 erfolgte der Verkauf der Geschäftsanteile der Quarzsand GmbH Nudersdorf durch die LAFARGE Beton GmbH an den langjährigen Geschäftsführer Jürgen Witter und dessen Söhne Marko & Thomas Witter.
Die Quarzsand GmbH Nudersdorf hat im Zuge der Rekultivierung und Renaturierung ihres Bergwerkseigentums „Möllensdorf“ neue Biotoptypen mit einer ungeahnten Vielfalt an Flora und Fauna entwickelt. Aus Waldflächen mit überwiegend monotonem Kiefernwald wird eine Flusslandschaft, diesen Eindruck könnte man zumindest bekommen, was die Bewohner des Tagebaus angeht. So entstand durch die Gewinnung im Teilfeld I-W des BWE „Möllensdorf“ eine Abfolge unterschiedlicher Lebensräume: In den älteren Bereichen verblieben tiefere Tagebaugewässer, teilweise mit kleinen Inseln; ein Paradies für Wasserfrösche, Libellen und den Flussregenpfeifer. Weitere vegetationsarme Flächen bieten einen Lebensraum für die Rohbodenspezialisten Blauflügelige Sandschrecke und Blauflügelige Ödlandschrecke, aber auch Bienenwolf und Sandlaufkäfer.
Den nordwestlichsten und damit jüngsten Abschnitt im Tagebau hat das Unternehmen eigens für die Kreuzkröte als Schirmart gestaltet. Da die großen Tagebaugewässer nur eingeschränkt für diese Pionierart geeignet sind, wurde in diesem Bereich des Tagebaus ein Komplex aus mehreren unterschiedlichen Kleingewässern angelegt. Die Kreuzkröte erhält damit neben dem passenden Landlebensraum mit zahlreichen Verstecken auch adäquate Laichhabitate. Von diesem Lebensraummix profitiert auch der Flussregenpfeifer, der hier mit seinen Küken auf Insektenjagd gehen kann.
Im Übergang zur aktiven Gewinnungsfläche wurde der Geländeunterschied dazu genutzt, eine Steilwand für die Uferschwalbe einzurichten, in der sie ihre Brutröhren graben kann. Diese wird jedes Jahr neu angeschnitten. Das Herrichten ist innerhalb kürzester Zeit erledigt, und die Wand kann ab April bezogen werden. Die Optimierung hat Früchte getragen: Im Jahr 2020 brüteten 51 Brutpaare im Tagebau, in der letzten Saison 2021 waren es sogar 138 Brutpaare – es herrschte reger Flugbetrieb, denn die hungrigen Küken wollen regelmäßig mit Insekten gefüttert werden. Auch daran, dass ausreichend (Futter)Insekten vorkommen, kann man als Außenstehender erkennen, wie vielfältig die „Lebensgemeinschaft Tagebau“ ist. Die Quarzsand GmbH Nudersdorf sieht im Thema Artenschutz nicht nur die zusätzliche Belastung für betriebliche Kapazitäten und Kosten, sondern ausdrücklich auch eine Chance, um die Leistungen der Firma und der gesamten Branche der Gesteinsrohstoffproduzenten in der Öffentlichkeit positiv darzustellen.
Preisträger im Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2022 mit diesem Projekt:
Quarzsand GmbH Nudersdorf
Kirchstraße 8
06889 Lutherstadt Wittenberg
www.qsnudersdorf.de