Deutsche Nachhaltigkeitspreise 2022 verliehen

Artenfreundlich, ressourcenschonend, sozial, kommunikativ und technisch auf der Höhe

April 2022: Nachhaltigkeit in beispielhaften Erscheinungsformen darzustellen und nachzuweisen, ist regelmäßig der Anspruch des MIRO-Nachhaltigkeitswettbewerbs der deutschen Gesteinsindustrie. Am 4. April 2022 wurden Preisträger und Platzierte der aktuellen nationalen Entscheidung im Rahmen einer festlichen Zeremonie im Hotel Adlon Berlin geehrt.

Im Dreijahresturnus schreibt der Bundesverband Mineralische Rohstoffe (MIRO) einen nationalen Nachhaltigkeitswettbewerb aus. Unternehmen der Gesteinsindustrie waren für die aktuelle achte Staffel dazu aufgerufen, ihre Projekte bis November 2021 einzureichen. Zur Auswahl standen neben den Nachhaltigkeits-Grundkategorien Umwelt, Soziales und Wirtschaft insgesamt sieben Unterkategorien und zusätzliche Sonderpreise, für die Bewerbungen abgegeben werden konnten. Alle Projekte sollten sich durch individuelle Besonderheiten vom bereits hohen Standard der verpflichtenden gesetzlichen Vorgaben für die Branche abheben.

Die Jury ermittelte aus den 23 eingereichten, hochwertigen Wettbewerbsbeiträgen die Preisträger und Platzierten. Am Abend der Verleihung erläuterte und würdigte MIRO-Präsident Christian Strunk den Zweck dieses besonderen Preises für soziales, ökologisches und wirtschaftliches Engagement: „Anhand der Projekte dieses Wettbewerbs wird deutlich, dass Rohstoffgewinnung und Nachhaltigkeit keine Kontrahenten sich. Neue Naturräume, die bei Eingriffen entstehen, zeichnen sich meist durch einen erstaunlichen Artenreichtum aus. Im Bewusstsein dieses Schatzes, unterstützen Gesteinsunternehmen die Entwicklung. Gestützt auf die Beratung durch Biologen und Naturschützer optimieren sie die Lebensräume der erwartbaren, oft seltenen und geschützten Zielarten. Parallel dazu tragen eine immer vollständigere Rohstoffverwertung und die Forcierung der Recyclingmöglichkeiten höchster Ressourceneffizienz Rechnung. Zudem stellen unsere überwiegend mittelständischen Unternehmen interessante und familienfreundliche Arbeitsplätze in meist strukturschwachen Regionen zur Verfügung. Sie investieren im Land, zahlen hier ihre Steuern, tragen zur industriellen Wertschöpfung bei und erhöhen die volkswirtschaftliche Resilienz vor allem mit Blick auf das Baugeschehen. Die heute vorgestellten Erfolge sind „Botschafter“, mit denen wir gegenüber Politik, Behörden und einer breiten Öffentlichkeit zeigen, dass unsere traditionelle Branche bewusst nachhaltig agiert. Stellvertretend für Alle, die es für ihr nachhaltiges Handeln ebenso verdient hätten, hier genannt zu werden, ehren wir Unternehmen, die sich der Mühe unterzogen haben, ihre überdurchschnittlichen Leistungen mit ihrer Bewerbung zu dokumentieren“.

Dass bei der Preisverleihung NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger eine motivierende Gastrede hielt, spricht für die Lauterkeit der Branche und die erreichten Ergebnisse bei der Artenansiedlung durch das Angebot von Lebensräumen, die in Kulturlandschaften kaum mehr zu finden sind. Dem Negativtrend naturräumlicher Verluste setzen Gesteinsunternehmen dezentral verteilt über ganz Deutschland attraktive Trittsteinangebote für prosperierende Populationen entgegen. Diese Aktivitäten erfuhren in der Rede des NABU-Präsidenten eine adäquate Würdigung.

Heimische mineralische Rohstoffe werden weiterhin dringend gebraucht. Sie sind nicht nur Schlüsselprodukte für die Ertüchtigung der Infrastruktur und des Wohnraumangebotes, sondern auch für den Baubedarf im Zuge der Energiewende. Diese Tatsachen verdienen in der politischen Gesamtbetrachtung eine adäquate Bewertung. Gäste aus der Bundespolitik, aus Ministerien und befreundeten Spitzenverbänden, die der Einladung folgten, bestätigten dies einhellig. Wie sich über diesen Fakt hinaus der Spagat der Unternehmen zwischen unterschiedlichsten Interessenslagen im Umfeld der Gewinnung eine hohe B-Note verdient, hatte eine unabhängige Fach-Jury zu bewerten. Mit einer Kombination aus naturschutzfachlichem, biologischem, sozialem, geologischem, publizistischem und wirtschaftlichem Sachverstand, legten die Juroren dabei ihren Bewertungen und Würdigungen ganz unterschiedliche Perspektiven zugrunde.

Preisträger und Projekte

Ökologie

„Die eingereichten Projekte belegen in ihrer Qualität, welches hohe Maß an Verantwortung die in MIRO organisierten Unternehmen der Gesteinsindustrie für Mensch, Gesellschaft und Umwelt tragen“, so Juror Albert Wotke, Referent Naturschutz WWF Deutschland. Er überreichte die Preise und Urkunden der Hauptkategorie Ökologie. In der Unterkategorie „Umweltschutz – Wiederherrichtung“ belegte die Kieswerk Ottendorf-Okrilla GmbH & Co. KG, mit dem Beitrag „Vom Artenschutzprojekt zum Sonderbetriebsplan ‚Biologische Vielfalt‘“ den Spitzenrang. Das Projekt zielte mit großem Erfolg darauf ab, die vormals getroffenen Nachnutzungsplanungen zugunsten einer artengerechteren Auslegung zu verändern. Die neue Zielvorstellung war, mit vernetzten Maßnahmen nicht nur wenige Arten zu fördern, sondern einen Gesamtlebensraum mit Komponenten für möglichst viele Arten zu schaffen. Schon nach kurzer Zeit erwies sich diese Umplanung als tragfähig und wird somit nun auch behördlich unterstützt.

Respekt zollte Albert Wotke allen Projekten dieser Kategorie, indem er sie ebenfalls beschrieb und würdigte: Nach der zweitplatzierten Fetzer GmbH & Co. KG, teilten sich im Folgenden die IKE Iffezheimer Kies- und Edelsplittwerk, die Kieswerke Löbnitz GmbH & Co. KG und die Andreas Thaler GmbH & Co. KG gleichwertig die Plätze.

In der Kategorie Ökologie II: Beste, umweltgerechte Praxis/Technik, konnte sich die QSN Quarzsand GmbH Nudersdorf über die Siegertrophäe freuen. Artenschutz wird im familiengeführten, kleinen Unternehmen QSN nicht als Belastung, sondern schon lange als Chance gesehen. Die Zusammenarbeit mit örtlichen Naturschützern ist seit vielen Jahren eine Standardkomponente im unternehmerischen Handeln. Für noch bessere Ergebnisse bei der Ansiedlungsdynamik verschiedenster Arten, wurde nun die „Zufalls-Folgelandschaft“ nach der Sandentnahme in einem Grubenabschnitt zielartengerecht profiliert und optimal gestaltet.

Soziales

Andreas Wittig, Fachreferent für die Tarifpolitik Baustoffindustrie beim Bundesvorstand der IG Bauen-Agrar-Umwelt und unter anderem zuständig für die Sand-, Kies- sowie Natursteinindustrie, zeichnete die Preisträger dieser Hauptkategorie der Nachhaltigkeit aus.

Als Spitzenreiter ermittelte die Jury in der Unterkategorie „Lokale Partnerschaft, Projekte und Kooperationen“ die Initiative der Schotter- und Kies-Union GmbH & Co. KG mit dem Titel: „Unser Kieswerk als Ausbildungsplatz für das Technische Hilfswerk“. Konkret heißt das: An einem vorher abgestimmten Wochenende stehen Werk und Gelände als Übungsfeld für das THW zur Verfügung. Alle wichtigen Hilfsleistungen können wegen der hier gebotenen Möglichkeiten geprobt werden. Zusätzliche Unterstützung für reibungslose Abläufe leisten freiwillig und ehrenamtlich auch Mitarbeiter des Werkes.

In der Unterkategorie „Projekte und Kooperationen mit Vereinen, Institutionen und Schulen“ erklomm die Quarzwerke GmbH den Spitzenplatz. Unter der Überschrift: „Corona-Jahr: Neue Wege in der in- und externen Kommunikation“ wurden neue Konzepte in der Interaktion der Mitarbeiterschaft ebenso engagiert entwickelt, wie das erfolgreiche Umweltbildungsprojekt für Kinder im Rahmen der Möglichkeiten live weitergeführt bzw. online flankiert. Zusätzlich ist ein Büchlein für Kinder mit Naturgeschichten und Basteltipps entstanden und verteilt worden, um den Faden des „Miteinander“ weiter zu flechten.

Auf den Plätzen folgten innerhalb dieser Kategorie gleich drei recht komplexe Projekte der Köppel Landschaftsarchitekten, von denen das „Leader-Projekt Seenplatte Feilenmoos“ als Beispiel für erreichbaren Konsens bei wachsender Flächendruck den 2. Platz errang.

Ökonomie

Die dritte, in den vergangenen Jahren von den Unternehmen eher übersehene Kategorie der Nachhaltigkeit im technischen Segment, zählte zusammengenommen fünf Projekteinreichungen und damit genauso viele wie die schon immer starke Ökologiesäule. Zurecht – denn schließlich ist die Verbesserung der Ressourceneffizienz und/oder der Wirtschaftlichkeit in der Produktion eine nicht zu unterschätzende Aktivität im Sinne der Nachhaltigkeit. Hervorgetan mit ihren Projekten haben sich hier im haarscharfen Kopf-an-Kopf-Rennen die Johann Düro GmbH & Co. KG sowie die Georg Müller und Töchter GmbH & Co. KG. Bei beiden Unternehmen wurde mit der Installation einer zusätzlichen Nassaufbereitung eine deutlich höhere Nutzungsquote der gewonnenen Rohstoffe und auch die separate Gewinnung von Produkten aus einstigen Nebenströmen erreicht. Diese Koppelprodukte werden jeweils zu marktgängigen Erzeugnissen für die Ziegelindustrie aufbereitet. Im streckenweise vergleichbaren Ansatz stach das Steinbruchunternehmen Düro insofern heraus, dass Verfahren dieser Art in der Natursteinindustrie, anders als in der Kies- und Sandbranche, bisher kaum zu finden sind. Düro wagte sich dennoch auf dieses Neuland vor und schuf damit ein beispielhaftes Pilotprojekt. Dr. Hildegard Wilken, Leiterin des Fachbereichs Geologie der mineralischen Rohstoffe bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, überreichte die Trophäe für Platz 1 an Düro und die Urkunde für den 2. Platz an die Firma Georg Müller und Töchter. Die Holemans GmbH verdiente sich in dieser Unterkategorie für ihre Initiative zur Ressourceneffizienz dank der effektiven Restauskiesung von Baggerseen eine ehrende Würdigung.

In der Ökonomie-Kategorie „Implementierung einer besonderen Technik bei Gewinnung und Transport/Produktinnovation“, reüssierte ein exklusiver Wasserwagen, gebaut nach Vorgabe des Betreibers, um damit mehr als nur feuchte Wege zu erzeugen. Das Sondermodell erlaubt es mit vielen technischen Extras, dem Staub an diversen Entstehungsstellen seine Verbreitungsgrenzen zu zeigen. Eine Idee, durchaus zum Nachahmen gedacht, die der Hermann Trollius GmbH hier einen Sieg einbrachte, gewürdigt durch Dr. Friedhelm Rese, Geschäftsführer der Stein-Verlag GmbH.

Für ihre Beharrlichkeit, Tunnelausbruchmaterial als Rohstoff zu betrachten, aufzubereiten und die erzeugten Produkte an Nutzer in bester Produktqualität wieder abzugeben, verdiente sich die Wilhelm Stürmlinger & Söhne GmbH & Co. KG den Spitzenplatz in der Kategorie „Beste Praxis im Bereich des mineralischen Recyclings“, denn – obwohl es sich um ein der benachbarten Kiesgrube geologisch völlig gleichwertiges Material handelte, galt es hier Recycling-Standards anzuwenden, denn anfallendes Material aus einer Baumaßnahme gilt per se als Abfall. Viele Wochen Geduld und einige aufwendige Investitionen später, konnte es dennoch zu dem werden, was Stürmlinger dafür vorgesehen hatte. Der Anwendungsfall ist, abgesehen vom beispielhaften Ergebnis, auch ein Lehrstück dafür, wo bürokratische Hürden im Sinne einer florierenden Kreislaufwirtschaft abgebaut werden könnten. Gewürdigt wurde das Projekt durch Gabriela Schulz, Chefredakteurin des Fachmagazins GP GesteinsPerspektiven.

Sonderpreise

Ralf Schulte, Leiter des Fachbereichs Naturschutz und Umweltpolitik in der Nabu-Bundesgeschäftsstelle, stellte die eingereichten Projekte für den Sonderpreis Biodiversität vor. Hier hatte sich die Schotterwerke Michldorf GmbH neben vielen anderen beispielhaften Maßnahmen besonders mit einer Initiative zum Schutz eines Uhu-Brutpaares hervorgetan und beworben. Der Spitzenplatz jedoch ging laut Juryvotum an die Hermann Trollius GmbH, die im Vorfeld einer Erweiterungsmaßnahme – vor Ort beraten durch kundige Naturschützer – eine Pilotmaßnahme zur Umsiedlung des seltenen Frauenschuhs startete, die sich in der Folge als sehr erfolgreich erwies.

Für den Sonderpreis Kommunikation hatten sich die Teunesen Sand und Kies GmbH sowie die Hülskens Holding GmbH & Co. KG mit ihren jeweils ebenso neuen wie aussagekräftigen Website-Projekten, die Hans Wolf GmbH & Co. KG mit ihrer flankierenden Kommunikation inklusive Broschüre im Zuge eines umweltgerecht reduzierten Erweiterungsvorhabens und die unternehmensübergreifende Initiative Zukunft Niederrhein mit ihrem vielschichtigen – gewissermaßen „integrierten“ – Projekt aus online, Print, Audio, Video und Plakatierung beworben. Letzeres stellte zugegebenermaßen durch den gesamtheitlichen Ansatz und die erzielte Reichweite eine unschlagbare Konkurrenz mit eindeutiger Spitzenplatzanwartschaft für die Mitbewerber dar, wobei sich zwei Kandidaten als Mitglieder dieser Initiative über den Erfolg der Erstplatzierung mitfreuen dürfen. Der „Sonderpreis Kommunikation“ wurde durch Gabriela Schulz überreicht.

Neben den genannten, bereits eingeplanten Sonderpreisen steht es der Jury frei, weitere dieser Art auszuloben. Diesmal war die Teunesen Group mit diversen Partnern Auslöser für die Stiftung eines Jury-Zukunftspreises. Verliehen wurde dieser für ein (geplantes) innovatives Wasserstoff-Projekt zur nachhaltigen, kleinräumigen Absicherung der Energieversorgung. „Ein interessanter Ansatz, der zu beobachten sich lohnen wird“, befand Ralf Schulte, der den Preis überreichte.

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Preisträger, Ehrengäste, Veranstalter und Juroren: Ein Siegerlächeln im Gesicht und den Ansporn im Kopf. Beim aktuellen Nachhaltigkeitswettbewerb wurden 23 Projekte durch die Jury bewertet. Vergeben wurden sieben Trophäen als erste Preise und drei Sonderpreise.

Gewonnen haben alle

Wenngleich die Wettbewerbssieger ein wenig breiter strahlten, ging die ehrenvolle Konkurrenz nicht leer aus. Ausnahmslos alle Teilnehmer haben Beispielhaftes vorzuweisen und die eingereichten Projekte belegten in ihrer Qualität, dass die Gesteinsindustrie ein hohes Maß an Verantwortung für Mensch, Gesellschaft und Umwelt trägt. So ist die Urkunde für die erfolgreiche Teilnahme und die Berechtigung, das Wettbewerbslogo in der eigenen Kommunikation zu nutzen, für Alle Bestätigung und Ansporn, beim nächsten nationalen MIRO-Nachhaltigkeitswettbewerb wieder dabei zu sein.

Die Preisträger des aktuellen Wettbewerbes indes dürfen ein weiteres Mal hoffen, denn ihre Projekte werden durch MIRO direkt für den vom Europäischen Gesteinsverband UEPG ausgelobten „Sustainability Award 2022“ weitergereicht. Die Preisverleihung dafür wird am 30. November 2022 in Brüssel stattfinden.

Wie bereits für den vorigen nationalen MIRO-Nachhaltigkeitswettbewerb wird auch für den aktuell abgeschlossenen auf Veranlassung des Bundesverbandes Mineralische Rohstoffe eine Broschüre erstellt, in der alle eingereichten Projekte in Wort und Bild vorgestellt werden. Ab Juni 2022 soll die Printversion verfügbar sein. Sie kann unter info@bv-miro.org angefordert werden, wird aber darüber hinaus auch als PDF-Variante auf der MIRO-Downloadseite zur Verfügung stehen.

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