„Natur auf Zeit“: Bedeutung in der Praxis erklärt
Die Bundestagsabgeordnete Steffi Lemke, Wahlkreis Dessau-Wittenberg – seit September 2013 Mitglied des Deutschen Bundestages, Parlamentarische Geschäftsführerin und Sprecherin für Naturschutz der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, nahm am 28. August die Gelegenheit zur Befahrung des Betriebsgeländes der Quarzsand GmbH Nudersdorf in Wittenberg wahr. Diesem Ortstermin ging ein Gespräch voraus, das MIRO im Februar 2019 im Deutschen Bundestag mit der Abgeordneten führte. Dabei war vereinbart worden, das dort besprochene Thema „Natur auf Zeit“ gemeinsam vor Ort, sozusagen am „lebendigen Objekt“, anzuschauen und zu diskutieren. Organisiert wurde der Termin von UVMB-Geschäftsführer Bert Vulpius, der in Absprache mit MIRO und dem Unternehmen bewusst diesen Betrieb wählte, der im Wahlkreis von Steffi Lemke liegt.
Geschäftsführer Jürgen Witter erläuterte, auf welche Weise der Nuderdorfer Quarzsand gewonnen wird und wo er Verwendung findet. So kommen die mehrstufig sorgfältig aufbereiteten Sandprodukte beispielsweise in hochwertigen Baustoffen wie Fliesenklebern, Putzen und Trockenbaustoffen zum Einsatz. Weitere Abnehmer sind Gießereien, denn auch für Gussformen ist der Quarzsand bedeutsam, sowie Betreiber von Kunstrasenplätzen. Gleichermaßen hoch ist die Nachfrage bei Betreibern von Anlagen mit Wirbelfeuerverfahren, wie das Zellstoffwerk in Annaburg oder auch Biomassekraftwerke, wo der Sand als Wirbelgut für den Prozess benötigt wird.
Mit vor Ort war auch der UVMB-Verbandsbiologe Oliver Fox. Er stellte den Gästen aus der Politik die vielfältigen Projekte zum Artenschutz im Verbandsgebiet vor und ging speziell auch auf solche zum Thema „Natur auf Zeit“ ein, die derzeit bei den im UVMB organisierten Unternehmen laufen und künftig noch ausgebaut werden sollen.
Unternehmer Jürgen Witter ist für die Fülle der Aktionen ein gutes Beispiel. Er arbeitet im laufenden Betrieb ebenso wie bei der Renaturierung eng mit dem NABU zusammen. Dennoch stört ihn ein entscheidender Aspekt: Rechtssicherheit besteht für das Unternehmen nämlich nicht, wenn sich Pflanzen und Tiere dort ansiedeln, wo später noch Rohstoffe gewonnen werden sollen. Schlüssig begründet er an mehreren konkreten, betrieblichen Beispielen, weshalb der Status „Natur auf Zeit“ im Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) einen messbaren Netto-Gewinn – gerade für Natur- und Artenvielfalt – nach sich ziehen würde.
Zum Thema „Natur auf Zeit“ will Steffi Lemke mit MIRO in Berlin im Austausch bleiben und sich über weitere Projekte informieren.